Vor 2 Tagen war David Friesen noch optimistisch, trotz der rigorosen behördlichen Einschränkungen einzelne (kleine, im erlaubten Rahmen) Konzerte spielen zu können. Auf Grund von Absagen auf den weiteren Stationen dieser Europa Tournee, aber auch, um mögliche Problemen bei der Rückreise in die USA zu vermeiden, erreichte uns nun auch die Absage von Seiten der Musiker.

Aufgehoben, aufgeschoben ….. vielleicht klappt es, wenn sich die Welt wieder beruhigt und vor allem immunisiert hat.

Wir wünschen Ihnen alles Gute in dieser für uns alle ungewöhnlichen Lage!

Zum musikalischen Teil – das WÄRE es gewesen:

Sie erinnern sich: 2017 wollte David Friesen im Duo mit Basskollegen Glen Moore kommen, musste jedoch kurzfristig umdisponieren und mit Joe Manis (Saxophon, auch hier im Trio) spielen. Nun, im Jahr des nachgefeierten 25j. Bestehens von That´s Jazz, trifft es sich gut, dass David Friesen, der ja zu den ganz wichtigen musikalischen Wegbegleitern des Klubs gehört, mit dem vollständigen CIRCLE 3 TRIO tourt:

David Friesen – electric upright „Hemage“ bass, p
Joe Manis – ts, ss
Charlie Doggett – dr

Was kann man über David Friesen noch schreiben, was noch nicht geschrieben wurde ? Über einen der von einem amerikanischen Fachmagazin unter die „100 Greatest Jazz Bassists of all Time“ gewählt wurde ? Und dessen „Credits“ sich wie ein Streifzug durch 50 Jahre Jazzgeschichte lesen …. Doch warum kommt D. Friesen immer wieder gerne in unseren kleinen Klub ?

Vielleicht, weil er die intime Atmosphäre bei uns genauso mag, wie die in einem Duo oder Trio, seinen bevorzugten musikalischen Konstellationen: mal ohne Schlagzeug (2011 mit Greg Goebel, p und John Gross, sax), und dieses Mal nun das vollzählige „CIRCLE 3 TRIO„, zusätzlich mit Schlagzeuger Charlie Dogett. So wie damals Greg Goebel sind auch Joe Manis und Charlie Dogett deutlich jüngere Musiker (in den USA natürlich auch entsprechend bekannt und profiliert), die David Friesen wohl danach auswählt, wie weit sie seine unverwechselbare melodische und harmonische Ästhetik teilen …. und läßt sich umgekehrt inspirieren, sodass seine Musik ebenfalls „jung“ bleibt, nie stehen bleibt.

Nicht umsonst heißt wohl die letzte CD des Trios „Interaction“ …. Dieses Aufeinander Hören und Reagieren macht zu einem großen Teil die Faszination von David Friesens Musik in den kleinen Besetzungen aus, wenn seine Mitspieler die „ausgefuchsten“ Kompositionen wie selbstverständlich aufgreifen und mit ihm improvisatorisch weiterentwickeln.

CD- Tipps: Interaction  (Origin 82792)
Structures  (ORIGIN 82744)  (Duo mit Joe Manis)
Triple Exposure  (ORIGIN 82723, Trio mit Greg Goebel – p)

Web:         http://www.davidfriesen.net/

PS:
Natürlich habe ich David Friesen gefragt, ob es denn nicht eine Chance gäbe, dieses Duo-Konzert mit Glenn Moore nachzuholen. Ich mußte leider erfahren, dass Glenn Moore aus persönlichen Gründen keine großen Touren außerhalb den USA mehr bestreiten wird.
Und noch eine persönliche Anmerkung: David Friesen war der erste Musiker von wirklich großem internationalen Format, mit dem ich in Kontakt kam, als ich 2011 die Verantwortung für´s Programm des That´s Jazz übernahm – und war sehr angenehm davon überrascht, wie unkompliziert man auch mit derartigen Größen ins Gespräch kommt, und dass es unter Jazzmusikern praktisch keine Starallüren gibt!